ÜBER DAS PROJEKT



Analoge Schmalfilme aus der Hand von Tiroler AmateurInnen sind wichtige Zeugnisse des Alltagslebens und der Zeitgeschichte des Landes. Prozessionen, Fasnachtumzüge, Familienfeiern, Urlaubseindrücke, aber auch öffentliche Ereignisse und vieles mehr wurden ab den 1950er bis in die 1990er Jahre gerne von Hobbyfilmern auf Schmalfilmen festgehalten. Mit der Einführung der Videokamera, des Heimcomputers und des Internets sind die alten Abspielgeräte aber weitgehend aus den Haushalten verschwunden und die filmischen Schätze dem unaufhaltsamen Verfall preisgegeben.

ALTE SCHMALFILME GESUCHT
Um diese privaten Filmbestände für die Nachwelt zu sichern, wurde 2009 das Gesamttiroler Interreg-IV-Projekt „Bewegtes Leben“ initiiert. Die Umsetzung erfolgte durch die Kooperationspartner Tiroler Landesmuseen, Bildungsforum Tirol und das Amt für audiovisuelle Medien Bozen. Im Bundesland Tirol reichten rund 6.000 Hobbyfilmer ihre Filme zur kostenlosen Digitalisierung und für die wissenschaftliche Nutzung ein.

Die Aktion war mit einem Wettbewerb verbunden. 15 historisch wertvollste Filme wurden im Dezember 2010 mit insgesamt 4.500 Euro prämiert. Mit der Teilnahme am Wettbewerb stimmten die EinreicherInnen zu, ein Digitalisat ihres Films den Historischen Sammlungen der Tiroler Landesmuseen zu überlassen und das Material für die Verwendung in einer Online-Datenbank zur Verfügung zu stellen.

FILMARCHIV
Zur Sicherung des wertvollen Bilderschatzes wurden 11.500 Filme mit über 200.000 Minuten digitalisiert. Das älteste Filmmaterial stammt aus dem Jahr 1928. Der jüngste Film ist auf das Jahr 2009 datiert. Die Movies in PAL Auflösung belegten zunächst 100 Festplatten. Das Material wurde in fünf Kategorien unterteilt, erfasst, beschlagwortet und in ein komprimiertes Format umgerechnet. Von jedem Film wurde ein Ausschnitt von drei Minuten sowie ein Index mit 20 Vorschaubildern aus der Volllänge für die Online-Präsentation erstellt. Der Index, der mit klassischen Kontaktabzügen vergleichbar ist, vereinfacht die Sichtung der Filme enorm.

ONLINE-KATALOG
Seit November 2016 ist das Filmmaterial im Internet zugänglich. Der Online-Katalog richtet sich an ChronistInnen, VolkskundlerInnen, HistorikerInnen und alle, die sich für Amateurfilme interessieren und zu Tirol relevanten Orten und Ereignissen forschen. Über eine Suchmaske kann nach Stichwörtern, die Namen, Orte, Jahreszahlen und Anlässe inkludieren, recherchiert werden. Filmmaterial kann ausschnitthaft oder, verbunden mit einer Registrierung, in Volllänge eingesehen werden. Die UrheberInnen der Filme bleiben für die Datenbank-NutzerInnen anonym.

LERNENDE DATENBANK
Der Online-Katalog liefert Informationen zu Filmlänge, Entstehungsjahr, verwendetem Filmmaterial sowie Stichwörter zum Inhalt, die bei der Eingabe in die Datenbank aufgrund von Informationen der UrheberInnen zur Verfügung standen bzw. vom wissenschaftlichen Team ergänzt wurden. Der Katalog ist als „lernende Datenbank“ konzipiert und setzt auf die Mithilfe lokaler ExpertInnen, um im Laufe der Zeit mehr Informationen zu den Filmen zu sammeln.

Die BenutzerInnen der Datenbank sind eingeladen, ihr Wissen über die in den Filmen gezeigten Orte, Personen und Ereignisse einzubringen. Auch Informationen zu ins Bild geratene Details wie Bauten, Geräte, Fahrzeuge, Bräuche etc. sind von Interesse. Verbunden mit einer Registrierung können über eine Maske Anmerkungen abgesendet werden. Nach redaktioneller Prüfung werden diese per Timecode genau zum passenden Filmbild abgespeichert. Die UserInnen leisten damit einen wertvollen Beitrag zur Erschließung eines international einmaligen Bilderschatzes zum Tiroler Alltagsleben.

Die lernende Datenbank „Bewegtes Leben“ ist ein Projekt der Tiroler Landesmuseen, des Tiroler Bildungsforums und AltNeuland Bildschirmwerkstatt.